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Der Hebammen-Doula-Schmerz

Aktualisiert: 26. Nov. 2019

Sind wir Konkurrenten oder Partnerinnen? Und wie finden wir in ein neues, würdevolles Miteinander zum Wohle aller?




Immer wieder gerate ich in Diskussionen darüber, ob und wie Hebammen und Doulas zusammen arbeiten sollten. Ob wir uns ergänzen können, in die Quere kommen oder gar etwas wegnehmen...

Photo by Unsplash.com

Je mehr ich mich mit diesem „Kampf“ befasse – auch durch meine Arbeit als Gastreferentin in der SoulBirthDoula-Ausbildung der Womenschool von Yolande Jaguar Alice Carell – desto klarer wird mir, was da passiert:

Wir Hebammen kommen durch die Arbeit und zunehmende Präsenz der Doulas mit einem ganz tiefen Schmerz in Berührung. Mit dem Schmerz um den Verlust unserer Kernarbeit!

Welche Hebamme hat diesen wichtigen, aufregenden, herausfordernden, wundervollen Beruf gewählt, weil sie gerne viele Stunden am Schreibtisch sitzen und dokumentieren wollte? Weil sie gerne unter Finanz- und Zeitdruck von Hausbesuch zu Hausbesuch rasen wollte, dabei gerne schlecht bezahlt im Stau steht und dabei unterirdisch bezahlte telefonische Beratungen reinquetschen wollte? Weil sie im Kreißsaal gerne 4 Frauen gleichzeitig betreuen wollte, während sie noch Medikamente sortiert, Bestellungen macht, Kreißbetten putzt, Telefondienst hat und eine (Toiletten-)Pause sowieso für völlig überbewertet hält? Ganz bestimmt keine von uns!


Was uns gelockt und gerufen hat war das innige Teilhaben am neu entstandenen Leben, das Stärken der Frauen, das Mut machen, das Tönen, Lachen, Weinen, der Glaube an die Frau und ihr natürliches Können ... das „einfach“ DA SEIN! Mit Zeit und Ruhe und manchmal auch Stille. Denn dann können wir in Verbindung gehen – mit den betreuten Frauen und mit uns selbst. Und diese Verbindung ist mehr als ein kleiner Luxus, der sich „halt so schön anfühlt“. Diese Verbindung schafft Sicherheit für das Leben der Mutter und des Kindes!! Nur wenn ich die Ruhe habe, um ganz bei mir zu sein und gleichzeitig ganz in Verbindung mit den Menschen, die mir vertrauen und auf mein Wissen und meine Intuition bauen, kann ich auch fühlen, was wichtig ist: Ob alles gut ist, normal verläuft, ich der Natur ihren Lauf lassen kann. Oder ob eben irgendetwas nicht stimmt, ich eingreifen und helfen muss, um Mutter und Kind unversehrt in ihr gemeinsames Leben zu begleiten.

Doch genau diese Ruhe gibt es heute für Hebammen kaum noch. Entweder sind sie durch überknappe Personalschlüssel total überarbeitet oder durch unangemessen niedrig bezahlte Arbeit am Limit...


Und dann gibt es da die Doulas, die all diese uns so liebgewonnene Arbeit machen können. Die frei entscheiden können, wie sie die Frauen begleiten wollen. Und sie lassen sich dafür bezahlen. Nach eigenem Ermessen. Mit frei gewählten Preisen – so, wie es ihrem Wert und SELBSTwert entspricht.

Das schmerzt! Da kommen die Hebammen schnell an den Punkt, dass sie neiden und missgönnen und schlecht reden. Dabei ändert das rein gar nichts an ihrer Situation!!

Das Problem liegt nicht bei den Doulas oder den Frauen, die diese buchen, sondern in unserem eigenen System! Für uns stellt sich die Frage, wie wir etwas ändern können, um den Frauen wieder so nah sein zu können, wie die Doulas. (Aber das ist ein weiteres großes Thema, das hier den Rahmen sprengen würde.)

Für mich liegt der Knotenpunkt darin, einen Weg zu finden, den Frauen und Kindern (und Vätern natürlich auch!) eine möglichst schöne, gesunde, selbstbestimmte, würdevolle Geburt zu ermöglichen! Und dabei sollten wir sehen, wie wertvoll ein MITEINANDER von Hebammen und Doulas sein kann. Für uns Hebammen kann das doch auch eine Entlastung sein, weil wir nicht immer alles alleine machen, sehen, wissen und tragen müssen. Und den Frauen tut es unwahrscheinlich gut, in einem starken und harmonischen weiblichen Umfeld gebären zu dürfen. Das birgt die größte Kraft für eine wundervolle Geburtserfahrung!


Ich wünsche mir ein wertungsfreies Miteinander, ohne Konkurrenz! Denn nicht die ein oder andere ist besser oder schlechter. Jede hat genau das zu geben, was sie ausmacht. Ganz individuell.

Lasst uns wieder Hand in Hand gehen! Dann kommt ein ganz besonderes Potpourri an Fähigkeiten, Energien, Ideen, und Möglichkeiten dabei heraus und bringt für alle Beteiligten die Chance, ihr ganzes Potential zu entfalten.

Das wünsche ich mir von Herzen!!


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